Sollten Sie Teile des Zitates verwenden wollen, müssen Sie die Quelle benennen: `Zitat aus der Broschüre "Ammendorf - Vom Fischerdorf zur heimlichen Hauptstadt des Saalkreises" von Klaus-Dieter Heinrich, recherchiert von Siegfried Herber und Jürgen Lange, www.ammendorf.de´
Die Geschichte
Die Geschichte von Ammendorf ist sehr wechselhaft und interessant. Von einer kleinen Sumpfburg entwickelte es sich bis zur heimlichen Hauptstadt des Saalkreises, bevor Ammendorf am 01.07.1950 zu Halle/Saale eingemeindet wurde.
Es folgen Teile der Broschüre "Ammendorf - Vom Fischerdorf zur heimlichen Hauptstadt des Saalkreises" von Klaus-Dieter Heinrich.
Ammendorf |
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(Seite 1) Mit diesem Beitrag soll ein Einblick in die wechselhafte Geschichte einer ehemaligen Saalkreisortschaft gegeben werden, durch deren Eingemeindung zu Halle/Saale am 01.07.1950 21.000 Bewohner des Saalkreises zu Halleschen Bürgern wurden und der Saalkreis sich um 1935 Hektar verkleinerte. Nach dem 2. Weltkrieg galt die Stadt Ammendorf als heimliche Hauptstadt des Saalkreises. Hier hatte bis 1949 die für diesen Kreis zuständige sowjetische Militäradministration ihren Sitz, und die Saalkreisbewohner durften ihre Bezugsscheine und Kleiderkarten nicht in Halle, sondern überwiegend in Ammendorf einlösen. Die größte Industriegemeinde des Kreises hatte am 15.02.1937 Stadtrecht erhalten. Von alters her bildet die Saale-Elster-Aue eine natürliche Grenze im Süden von Ammendorf, deren hochwasserfreie Randgebiete seit Jahrtausenden besiedelt sind. Aber auch innerhalb der Aue selbst gab und gibt es noch heute kleine Dörfer (Burg, Planena, Kollenbey und Burgliebenau). Bedingt durch den Untergang des „Thüringer Reiches“ im Jahre 531 und die Völkerwanderung drangen in das Gebiet östlich der Saale slawische Stämme ein. Im 9. und 10. Jahrhundert, der Zeit der Ostexpansion des fränkischen, später deutschen Königs- bzw. Kaisertums, finden wir an der Südgrenze des slawischen Gaues Neletici (nördliche Begrenzung der Saale-Elster-Aue) die Orte Beesen, Ammendorf und den Burgwarthauptort Radewell. Gegenüber, am südlichen Rand der Aue, steht die Burg Schkopau und die alte Befestigungsanlage, der spätere Bischofssitz Merseburg, ein Zentrum der Ostexpansion. Das Auengebiet selbst (östlich der Saale und südlich der weißen Elster) gehörte zum Gau Chutici. Diese Grenze bestand im wesentlichen bis 1815 zwischen dem Bistum Merseburg und dem Erzbistum Magdeburg und wurde zur Landesgrenze zwischen Sachsen und Preußen. Nach dem Wiener Kongress erhielt Preußen auch das sächsische Gebiet um Merseburg. Aus den ehemaligen sächsischen Ländereien und dem preußischen Besitz um Halle und Magdeburg wurde die preußische Provinz Sachsen. Noch heute trennt das Landschaftsschutzgebiet Saale-Elster-Aue im wesentlichen Halle und den Saalkreis vom Kreis Merseburg. Jahreszeitlich sehr unterschiedlich waren die Verkehrsmöglichkeiten durch das von Überschwemmungen geprägte Auengebiet. Die „Alte Heerstraße“ (heute noch so genannt, zwischen der Bahnstrecke Halle-Kassel und der Georgi-Dimitroff-Straße) verlief von Halle (Alter Markt) über die Rannische (ursprünglich Radewellsche) Straße, den Steinweg, die Beesener und die Elsa-Brändström-Straße zur Broihanschenke. Unterhalb der ehemaligen Schenke befindet sich die 1733 erbaute Zollbrücke (Scha(a)fbrücke), über die der Weg weiter zur Fähre nach Schkopau und danach nach Merseburg führte. Bei Hochwasser in der Aue konnte diese Streckenführung nicht genutzt werden. Eine Ausweichmöglichkeit bot der Umweg über Passendorf, Holleben und Delitz am Berge nach Merseburg. Das Hochwasser in der Aue und die durch den Umweg eingetretene zeitliche Verzögerung und Änderung der Wegstrecke (Klaustor) waren die Ursachen, dass an Stelle von Kaiser Otto ein Böllberger Müllerbursche mit seinem Esel auf der rosenbestreuten Straße durch das festlich geschmückte Rannische Tor nach Halle kam. Dieses Ereignis ist auf dem Brunnen des Alten Marktes dargestellt. Etwa 1 km östlich der Broihanschenke liegt der alte Ortskern von Ammendorf, abseits auch der alten Salzstraße, die ca. 2 km nordöstlich vorbei führte. Diese begann in Halle am Alten Markt, verlief über die Rannische Straße (genannt nach dem Dorf Radewell), den Steinweg, /... |
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(Seite 2) den Rannischen Platz und der Liebenauer Straße in Richtung Radewell und Osendorf (Dreierhaus). Dieses Haus nördlich von Osendorf war die Zollstätte zur Benutzung der Brücke über die Reide. Weitere Orte an dieser Straße sind: Döllnitz, Burgliebenau, Wallendorf, Schladebach, Lützen, Gera, Hof mit dem Ziel Nürnberg bzw. Regensburg. Im September 2006 wurde aus Anlass der 1200-Jahr Feier von Halle eine Salzstele auf dem Gelände der Broihanschenke aufgestellt. Diese soll an die Salzstraße nach Bayern und Thüringen erinnern. Der Fischreichtum der Weißen Elster lockte sicherlich die ersten Siedler an. Bekannt ist auch die Perlenfischerei. Die Flußperlmuschel gedeiht nur in äußerst sauberem Wasser und das führte die Weiße Elster damals auch in ihrem Unterlauf. In Sachsen, am Oberlauf des Flusses, war die Perlenfischerei seit 1621 landesherrliches Vorrecht. Flussperlmuscheln gibt es auch noch heute an wenigen Stellen der Weißen Elster im Vogtland. Ammendorf ist eine deutsche Siedlung. Die sich hier niederlassende Sippe benannte das neugegründete Dorf nach ihren Stammvater Amalung (Koseform Amo). Dem heiligen Nicolaus. Schutzpatron der Fischer und Schiffer, war die erste Ammendorfer Kirche, die an der Elster stand, eine Filiale von Radewell, geweiht. Eine Wasserburg an diesem Fluss war der Sitz und das Stammschloss derer von Ammendorf, die seit 1155 urkundlich erwähnt sind. Wie die meisten Sumpfburgen, war sie von geringem Umfang und lag im nordwestlichen Winkel zwischen Weißer Elster und heutiger B 91. Den Namen „Schwarzes Schloss“ erhielt sie auf Grund des im laufe der Zeit sehr dunkel gewordenen hölzernen Baumaterials. 1264 gründete Heinrich von Ammendorf mit seinen Söhnen bei der Nicolauskapelle ein Augustiner-Mönchskloster, das bereits 10 Jahre später nach Giebichenstein verlegt und mit dem dortigen Marienkloster vereinigt wurde. 1283-1301 war ein anderer Heinrich von Ammendorf Bischof von Merseburg. Im Merseburger Dom kann man noch heute an der nördlichen Außenseite des Chorquadrates sein Bild, das zusammen mit anderen Bischhofsbildern um 1500 gemalt wurde, sehen. 1308 wurde Marquart von Ammendorf „Industrieritter“. Er tauschte mit dem Rat der Stadt Halle seinen Ammendorfer Besitz gegen hallesche Solgüter. Das war ein kluger Schachzug, denn seine Nachkommen erwarben als hallesche Pfänner große Reichtümer. Sie besaßen im Jahre 1367 13 Pfannen des Deutschen Brunnens, 40 Pfannen des Meteritz- und 61 des Gutjahrbrunnens. Die Burgen Wettin (gräfliche Unterburg und Güter) und Rothenburg wurden von ihnen gekauft. Jakob (Koppe) von Ammendorf war der Burggraf des stets geldbedürftigen Erzbischofs Günter von Magdeburg. Dieser ernannte ihn 1410 zum Amtshauptmann von Giebichenstein und überließ ihm 1433 den verpfändeten Wald im „Kalten Tale“ bei Löbejün. 1466 wurde Ernst Nicolaus von Ammendorf Domherr zu Magdeburg. 1484 gehörten denen von Ammendorf Schloss und Dorf Rothenburg, die Unterburg Wettin, die Dörfer Dornitz nebst Sickewitz, Gollbitz, Unter-, Mittel-, Ober Edlau, Lösewitz, Zaß und dazu noch Zinsen in anderen umliegenden Dörfern. Mit Kurd (Kunrad) von Ammendorf und Rothenburg ist das Geschlecht derer von Ammendorf, das treu zum Katholizismus und zum Erzbistum Magdeburg stand, 1550 untergegangen. Die Beisetzung erfolgte in der Familiengruft im Dom zu Halle. Die dortige lateinische Grabinschrift wurde von dem Studenten H. Werner aus Radewell in die deutsche Sprache übertragen: „Es ruht hier Konrad von Ammendorf, letzter seines Geschlechts. /... |
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(Seite 3) Ja, wahrhaftig, er war ein Bekenner des alten Glaubens Die erwähnte Beraubung ereignete sich durch marodierende Landsknechte bei der Einnahme der Stadt Halle durch Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen am 01.01.1547 während des Schmalkaldischen Krieges. Um seine Untertanen von ihren Lasten zu befreien, heißt es, ließ er kurz vor seinem Tod deren Lehns- und Schuldbriefe in die Saale werfen. Der Magdeburger Erzbischof Albrecht belehnte die von Kotze (Herren auf dem Rittergut Beesen) mit Ammendorf. Die Stadt Halle empfand das als Eingriff in ihre Besitzsrechte und verwickelte die von Kotzes in eine Fehde, in deren Verlauf die halleschen Stadtknechte 1426 das Dorf und das Vorwerk niederbrannten. 1387 wurde unter Herrmann von Kotze am heutigen Standort als Filiale der Mutterkirche Radewell ein neuer Sakralbau errichtet und der heiligen Katharina geweiht, der 1394 zur selbständigen Pfarrkirche erhoben wurde. Der neue Kirchenpatron von Kotze entschädigte Radewell mit 2 Mark Einnahmen in Garsena. 1441 verhandelten Erzbischof Günter von Magdeburg und Bischof Johannes Bose von Merseburg auf Schloss Ammendorf. Im Ergebnis verkaufte 1455 Erzbischof Friedrich von Magdeburg das Rittergut Ammendorf an die Vettern des Merseburger Bischofs Johannes. Die Herren von Bose erwarben später auch das Rittergut Beesen und erbauten 1504 die neue Ammendorfer Kirche „St. Katharinen", in der mehrere von ihnen beerdigt wurden. Die heilige Katharina ist die Schutzheilige des Erzstiftes Magdeburg. Zwei Brüder der Familie von Bose teilten 1551 den Gesamtbesitz, Georg übernahm Ammendorf und Peißen, Christoph Beesen und Planena. Die Familie von Bose ist eine alteingesessene Adelsfamilie im Hassegau. Etwa seit dem Jahr 800 hat sie Ihren Stammsitz in Frankleben (Geiselthal). Christoph von Bose erbaute den Beesener Edelhof neu, musste ihn aber 1593 an den Rat der Stadt Halle verkaufen, welcher 1594 auch Ammendorf erwarb. Auf Grund des schlechten baulichen Zustands des Ammendorfer Schlosses und der steten Hochwassergefahr wurde der Landwirtschafts- und Brauereibetrieb, mit Ausnahme der Schäferei, in das umgebaute Haus Beesen verlegt. Der Gerichtsbarkeit des Amtes Beesen unterstanden außer Beesen und Ammendorf die /... |
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(Seite 4) Dörfer Planena, Pritschöna, Wesenitz und Peißen. Diese Orte bezogen ihr Bier (Broihan, Weißbier aus Gersten- und Weizenmalz gebraut) aus der Beesener Amtsbrauerei, deren Orginalausschank die Broihanschenke zwischen Beesen und Ammendorf, oberhalb der Elsterbrücke war. Der benötigte Hopfen wurde auf dem Hopfenberg (Friedrich-Rothe-Platz) angebaut. Broihan war lange ein beliebtes Getränk, bis ihm im 19. Jahrhundert die Döllnitzer Gose den Rang ablief. Das geschah nicht ohne eigenes Verschulden. Johann Philipp Ledermann, ein Brauereiknecht aus Goslar im Harz kommend, bewarb sich mit seinen Rezeptur- und Technologiekenntnissen 1824 in der Broihanbrauerei mit gleichnamiger Schänke. Ein angebotener Brauversuch zur Herstellung von Goslarer Gose (in Goslar befand sich seit dem 16. Jahrhundert eine Gosenbrauerei) wurde vom Magistrat der Stadt Halle, dem das Rittergut gehörte, verboten. J. Ph. Ledermann wanderte weiter und kam auch nach Döllnitz. Hier hatte im Jahre 1812 Johann Gottlieb Gödecke, ein Kaufmann aus Halle, das Rittergut gekauft, zu dem seit dem 16. Jahrhundert auch die Brauberechtigung gehörte. Es wurde aus Gersten- und Weizenmalz ein Weißbier gebraut, das man Broihan nannte. Auf den hier gleichfalls angebotenen Brauversuch reagierte der ehemalige Kaufmann Gödecke anders, als die Stadtväter in Halle. Im Ergebnis des Versuches wurde nur noch Gose gebraut und binnen kurzer Zeit sank der Broihanabsatz im Umkreis von Döllnitz so drastisch, dass der Rat in der Stadt Halle einen Beschluss zur Einstellung des Beesener Brauereibetriebes fassen musste. Kurz hinter dem Ortseingang des Dorfes Döllnitz aus Richtung Halle (Osendorf) beginnt rechts von der Halleschen Straße die Ledermannstraße. Im 30-jährigen Krieg plünderten und brandschatzten 1625 die Kaiserlichen und 1627 beschlagnahmte die Gegenseite Getreide. 1631 zogen Tillys Truppen durch den Ort und 1637 kam es zu Gewalttaten der Kroaten. Die Kirche in Beesen wurde zeitweilig als Pferdestall benutzt. Von 36 bewohnten Häusern in Ammendorf standen nach dem Krieg noch 15. Die Not war so groß, dass das Letzte gegeben wurde. So soll das ehemals Rapsilbersche Grundstück (etwa zwischen Hauptstraße und Sparkasse) für eine Schüssel Matz (Quark) eingetauscht worden sein. Es soll daraufhin als „Matzberg“ bezeichnet worden sein. Erst 1653 wurde die zerstörte Zollbrücke über die Elster durch eine hölzerne Konstruktion ersetzt und 1733 entstand die noch heute erhaltene Steinbrücke. Die im 30-jährigen Krieg gemachten Schulden zwangen die Stadt Halle, 1655 die Rittergüter Beesen und Ammendorf an das Magdeburger Domkapitel unter Vorbehalt des Rückkaufrechtes zu verkaufen. Dieser Rückkauf erfolgte dann im Jahr 1717. 1682 wütete in Ammendorf die Pest und forderte mehr als 50 Opfer. Die Familie des Pfarrers wurde nicht verschont und Magister Trost aus Halle wurde als Pestpriester eingesetzt. 1718 veräußerte die Stadt die Güter an Generalmajor von Löben, der seinerseits die Wassermühle (Ersterwähnung im Jahr 1220) verkaufte und 1720 das Schloss Ammendorf abreißen ließ. Herr von Löben übertrug 1726 seine Ammendorfer und Beesener Besitzungen an die Theologische Fakultät der Universität Halle. Bis zum Jahre 1788, als Halle seinen Besitz in Beesen und Ammendorf mit dem bei Veräußerungen des Domnitzer Gutes erlösten Geldes zurückkaufte, wurden durch die Theologische Fakultät 1733 die steinerne Elsterzollbrücke, 1738 das Beesener Brauhaus (Brauhausstraße) und 1756 die Ammendorfer Pfarre erbaut, 1738 die Patronatskirche zu Ammendorf erneuert und ebenfalls 1744 die 1184 erbaute Beesener Kirche. /... |
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(Seite 5) Während der 3 schlesischen Kriege sank auch in und um Ammendorf stark die Zahl der Bewohner, verursacht durch zahlreiche menschliche Verluste im Krieg und sächsische Übergriffe. Deshalb siedelte Friedrich der Große in Beesen 8 und in Ammendorf 6 Kolonisten an. Große Brände suchten Ammendorf am 25.03.1754 (23 Höfe waren betroffen) und im Jahr 1777 heim (7 Häuser fielen dem Feuer in der Hauptstraße zum Opfer) Pfarrer Pollmacher starb infolge des Schreckens. Der auf ca. 1825 Taler geschätzte Schaden des großen Hochwassers vom 22.-25.02.1799 wurde durch ein königliches Geschenk in Höhe von 486 Talern gemildert. An dieser Stelle soll zweier Männer gedacht werden, die zu ihrer Zeit weit über Ammendorf hinaus wirkten. 1713 trat Gebhard Friedrich Christoph Meier als Pastor in Ammendorf sein Amt an. Aus der Ehe mit der Witwe seines Amtsvorgängers entstammt der am 29.03.1718 geborene Sohn Georg Friedrich Meier, der zu einem bedeutenden Professor der Philosophie der Universität Halle wurde und neben Christian Wolff als einer der bedeutendsten Philosophen seiner Zeit galt (1739 Habilitation, 1746 außerordentliche und 1748 ordentliche Professur). Der Universität gehörte er bis zu seinem Tode 1777 an. Ihm zu Ehren setzte sein dankbarer Schüler, der spätere Universitätskanzler von Hoffmann, im Dieskauer Park eine Freundschaftsurne. Prof. Dr. J. A. Voigt hat in seinem Werk „Skizzen aus dem Leben Friedrich David Ferdinand Hoffbauers, Weiland Pastor zu Ammendorf. Geboren als Pfarrerssohn am 04.03.1790 in Isselhorst bei Gütersloh, besuchte er die Lateinische Hauptschule in den Franckeschen Stiftungen und begann 1811 mit dem Theologiestudium in Halle. Er folgte mit 19 anderen Studenten dem preußischen Aufruf zur allgemeinen Bewaffnung, verließ Halle am 13.02.1813 und wurde in Breslau von Turnvater Jahn dem Lützower Freikorps zugeführt. Als Oberjäger des rettenden Jägerdetachements kam er dann wieder in die hallesche Gegend. Über den Durchzug der Lützower erzählte er selbst: "Der Major von Lützow hatte im Verein mit Scharnhorst und York den Plan gefasst, den Harz zur festen Burg für die allgemeine deutsche Erhebung zu machen und von dort den Feind im Rücken und in den Flanken zu belästigen. Am 25. April 1813 brach er von Leipzig auf, wo er sein Freikorps auf 1400 Fußsoldaten und 340 Reiter verstärkt hatte. In der Richtung über Schkeuditz rückte er westwärts vor, um auf der linken Seite der Saale unbemerkt zwischen den dort näher zusammengerückten französischen Heeresteilen hindurchzukommen. Bei Schkopau überschritt er die Saale vermittelst einer Fähre. Als das Korps hinüber war, ritt ihm Herr von Trotha, der Besitzer des Ritterguts in Schkopau, entgegen, um es zu bewillkommnen. Er war sächsischer Rittmeister a.D., und sein Wohnort gehörte damals, wie auch Korbetha und alle auf der linken Seite der Saale gelegenen Ortschaften, zum Königreich Sachsen, aber sein Herz schlug für Preußen und Preußens Sache. Er zeigte sich dem Korps in jeder Weise freundlich und behilflich und bewirtete Offiziere. Während der Stab in der Nacht von 26. zum 27. auf dem Gute zu Schkopau war, hatte die Mannschaft zwischen diesem Orte und Klein-Korbetha ein Biwak bezogen. Hier ging es ziemlich heiter zu. Der Pastor von Korbetha, namens Pfeil, kam ins Lager, begleitet von mehreren Bauern, welche Lebensmittel brachten. Er trank mit den /... |
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(Seite 6) Offizieren auf das Wohl des Königs von Sachsen und brachte auch ein Hoch aus auf den König von Preußen. Weitere Lebensmittel und Futter wurden durch abgesandte Reiter aus dem nahen Planena geholt. Schon von Leipzig aus war ein Trupp Reiter vorausgeschickt worden, um sich über die Stellung des Feindes jenseits der Saale Gewißheit zu verschaffen. Sie waren über Halle bis Teutschenthal vorgerückt und hatten dort erkundet, dass der Feind ganz in der Nähe, und zwar in Eisleben, stünde, sowie dass andere französische Kolonnen auf Wettin, Merseburg und Weißenfels vorrückten. Mit dieser Kundschaft kamen sie während der Nacht ins Biwak bei Schkopau. Lützow sah ein, dass es unmöglich wäre, auf dem eingeschlagenen Wege nach Querfurt weiter vorzudringen und entschloß sich zu einer Bewegung um die linke Flanke des Feindes. Am Morgen nach dem Biwak hieß es „Die Franzosen kommen!“ Sofort wurde der Rückzug angetreten. Da man zum Schutze des Saaleübergangs den Kirchhof von Schkopau besetzt hatte, so kam man unangefochten wieder über den Fluss. Bei der Überfahrt war Herr von Trotha abermals zugegen. Ich sah ihn zu Pferde. Vom rechten Flußufer aus marschierten wir durch die Aue neben dem dicht zur Rechten bleibenden Burgholze hin nach dem Elsterdorfe Burg und ohne Aufenthalt daselbst nach dem nahe dabei liegenden Dorfe Radewell. In einem Gehölz nördlich der Pfarre, die „Kleinen Rüstern“ genannt, wurde Halt gemacht. Von den Bauern des Dorfes wurden Lebensmittel für die Leute und Futter für die Pferde verlangt und reichlich gegeben. Von Radewell aus führte der Weitermarsch, Dieskau rechts lassend, bei dem Dorfe Bruckdorf an der Halle-Leipziger Chaussee vorbei, dergestalt, dass die äußersten Häuser abgeschnitten wurden, nach Klepzig, wo der Stab für die Nacht vom 27. zum 28. Quartier nahm, das Korps aber ein Biwak bezog. Am 28. April erreichten wir Dessau. Als wir in die Nähe der Stadt kamen, hörten wir aus der ferne Kanonendonner. Eine abgeschickte Husaren-Patrouille brachte die Nachricht zurück. Halle wäre von den Franzosen bombardiert und der Strohhof in Brand geschossen worden, aber General Kleist hatte mit 5000 Mann den Saaleübergang verteidigt gegen die von Passendorf heranrückende französische Armee. Dagegen wäre es den Feinden gelungen, bei Wettin und in Merseburg - allerdings nach hartem Kampfe mit York - die Saale zu überschreiten.“
Auf einem Streifzug von Havelberg über Eisleben bis Plauen haben die Lützower den Franzosen großen Schaden zugefügt, bis sie am 17.06.1813 bei Kitzen trotz abgeschlossenen Waffenstillstands, von den Franzosen überfallen und zerstreut wurden. Dabei wurde Theodor Körner („Lützows wilde, verwegene Jagd“) verwundet und viele Lützower, darunter Hoffbauer, gerieten in französische Gefangenschaft. Nach der Freilassung beendete Hoffbauer im Mai 1815 sein Theologiestudium mit dem ersten theologischen Examen und trat umgehend als Freiwilliger in das neugegründete 8. Husarenregiment ein, mit dem er am 12.07.1815 in Paris einzog. Als Offizier entlassen, war er Lehrer an der Latina in Halle bis er im Herbst 1817 die Ammendorfer Pfarrstelle erhielt, die er bis 1864 inne hatte. Am 17.03.1863 sollte im Gasthof „Zum goldenen Adler“ das 50-jährige Veteranenjubilaum gefeiert werden. Als die Kriegskameraden ihren Hauptmann vom Pfarrhof zum Festlokal abholen wollten, fuhr der hallesche Arzt Dr. Guticke vor, ebenfalls ehemaliger Lützower und überbrachte zusammen mit Stadtrat Kirchner die Glückwünsche des Magistrats der Stadt Halle und eine von Geheimrat Dryander abgefaßte Urkunde folgenden Wortlauts: „Das heutige Fest zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte glorreiche Erhebung Preußens ist zugleich ein Fest der Ehren für die Männer, welche damals auf den Ruf ihres angestammten Königes zu den Waffen eilten und mit ihrem Blute dem Vaterlande die Freiheit wieder erkämpft haben. Mit Recht haben daher König und Volk sich in dem Streben vereinigt, ihnen allen diesen Tag zu einem möglichst /... |
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(Seite 7) freudenreichen zu machen. Auch wir, die Vertreter einer Stadt, auf welcher während der Fremdherrschaft das Joch der Knechtschaft Jahre lang schwer gelastet, mögen dann nicht zurückbleiben. Ew. Hochehrwürden dabei zu gedenken liegt uns aber doppelt nahe. Der Ersten Einer sind Sie damals, an der Spitze einer Schaar gleichgesinnter Freunde, nicht achtend der von feindlichen Spähern drohenden Gefahren, von Halle ausgezogen, um den Reihen der Vaterlandsvertheidiger an den entfernten Sammelplätzen sich einzureihen. Sie haben dann aber auch später, von der Zeit ab. als das Schwert wieder ruhen durfte, bis jetzt, also nunmehr ebenfalls fast fünfzig Jahre hindurch, erst als Lehrer, der städtischen Jugend an der lateinischen Hauptschule in den Stiftungen A. H. Franckes, dann als Seelsorger in einer unserer Obhut anvertrauten Gemeinde fortdauernd in näherer und nächster Beziehung zu unserer Stadt gestanden, und auch auf diesen Gebieten friedlicher Thätigkeit reichen Anspruch auf unsere und des Vaterlandes Dankbarkeit sich erworben. Es gereicht uns daher zur aufrichtigen Freude, dass es uns vergönnt ist, auch Ihnen den heutigen Festtag in einer Ihrem bescheidenen Sinne willkommenen Weise verschönern zu helfen. Wir hören, dass es der sehnliche Wunsch Ihres Herzens sei, das Pfarramt, dem Sie die besten Kräfte Ihres Lebens gewidmet haben, dermaleinst in die Hände Ihres Herrn Sohnes, des jetzigen Predigers zu Groppendorf Otto Hoffbauer, übergehen zu sehen. Diesen Wunsch, so weh es an uns ist, Ihnen zu erfüllen, können wir uns um so bereitwilliger verpflichten, als Ihr Herr Sohn in einer fast zehnjährigen Amtsführung seine wissenschaftliche und practische Begabung, seine Berufstreue und die Lauterkeit seiner Gesinnung im reichsten Maaße bereits bewahrt hat und auch wir daher die vollste Überzeugung haben, dass derselbe dereinst in Ihrem Sinne und Geiste und zum Segen für die Eingepfarrten fortwirken werde. Empfangen deshalb Ew. Hochehrwürden an dem heutigen festlichen Tage mit der Bezeugung unserer aufrichtigen Hochachtung die ausdrückliche Versicherung und Zusage, dass wir. wenn der Herr Sie von hinnen rufen, oder antretende Hinfälligkeit die Anstellung eines Adjuncten für Sie bedingen sollte, von den Hinsicht» der Kirchen zu Ammendorf und Beesen uns zustehenden Patronatsrechten ausschließlich zu Gunsten Ihres genannten Herrn Sohnes Gebrauch machen und alsdann Ihn dem Königlichen Consistorio und den Eingepfarrten zu Ihrem Nachfolger resp. Adjuncten präsentiren werden. Möge diese Zeit noch fern sein und der treue Gott, der Sie bis hierher geleitet, Ihnen noch einen recht langen, heiteren Abend Ihres Lebens schenken. Halle, den 17.März 1863 Der Magistrat v. Voß, Rummel, Kirchner, Jordan, Frhr. vom Hagen, A.C. Wolff, v. Bassewitz, Dryander, Ehrenberg, Keferstein, Kaufmann“
Zu Beginn des Jahres 1864 erlitt Hoffbauer einen Schlaganfall und starb am 26.09.1864. Der am 09.01.1821 in Ammendorf geborene Sohn Otto Albert Theodor Hoffbauer führte die Amtsgeschäfte allseits beliebt und geachtet in Ammendorf fort. Zu seiner Emeritierung 1888 erhielt er aus diesem Anlaß den Roten Adlerorden 4. Klasse. Während seiner Amtszeit wurden 1883 die 3 Kirchenglocken umgegossen. Die größte von ihnen war beim Einläuten des Erntedankfestes 1882 gesprungen. Folgende Inschrift erhielt die größte der 3 umgegossenen Glocken: So oft ich werde klingen. /... |
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(Seite 8) Der Umguss erfolgte in der Glockengießerei Ulrich in Laucha/Unstrut. Diese Glockengießerwerkstatt ist seit 1932 als technisches Museum eingerichtet. Sie bietet einen anschaulichen Überblick zu diesem alten Handwerk und kann auch heute noch besichtigt werden. Im Schaukasten ist u.a. die Lieferung der 3 Glocken 1883 nach Ammendorf verzeichnet. An F.D.F. Hoffbauer erinnert noch heute eine Steinplatte an der Westseite des Ammendorfer Pfarrhauses. Die Grenzlage des preußischen Ammendorf zu Kursachsen änderte sich mit den Ergebnissen des Wiener Kongresses 1815, als Sachsen einen Großteil seines Gebietes auf Grund des Bündnisses mit Napoleon an Preußen abgeben musste. Zeitz, Weißenfels, Naumburg und Merseburg wurden preußisch und Ammendorf lag direkt auf dem geplanten Weg nach Halle. 1817-1819 baute man die neue Merseburger Chaussee (die heutige B 91) mitten durch den Ort. Sie führt vom Riebeckplatz in Halle schnurgerade auf den Ammendorfer Kirchturm zu, um nach einer Links- und Rechtskurve die Saale-Elster-Aue zu erreichen. Von Ammendorf bis Schkopau sollte damit der Verkehr unabhängig vom Hochwasser zu jeder Jahreszeit möglich sein. Die Weiße Elster musste dann gleich hinter Ammendorf und die Saale vor Schkopau überbrückt werden. Ein hochwasserfreier Damm wurde zwischen den Brücken errichtet, der seinerseits mit 3 Flutdurchlassbrücken über die natürlichen Flutrinnen ausgerüstet wurde. Nach der Elsterbrücke folgten die „Zigeunerbrücke" über die Beberitzke, die Vierzehnjochbrücke über die schwarze Lache und die Fünfzehnbogenbrücke über die Gerwische (Steinlache). Die Chaussee wurde mit hohen, italienischen Pappeln bepflanzt und stellte einen echten, aber kostspieligen Fortschritt im Nord-Süd Verkehr dar. Die 5 Brücken auf einer Strecke von ca. 2 km sollten mit dem besten Material, Sandstein aus Nebra gebaut werden. Als die Hälfte des benötigten Steinmaterials auf Pferdewagen angekommen war, merkte man, dass es sehr teuer wurde. Die Frachtkosten von Nebraska waren höher, als der Materialpreis selbst. Gespart wurde, indem man den roten Sandstein aus Nebraska nur für die beiden Flussbrücken verwendete und die drei nur zeitweilig wasserführenden Flutbrücken aus dem weichen, weißen Sandstein errichtete, der ganz in der Nähe bei Korbetha gebrochen wurde. Diese Brücken zeigten etwa 100 Jahre später deutliche Verschleißerscheinungen und wurden ein sicherheitstechnisches Problem. Eigentümer war inzwischen nicht mehr der Staat Preußen, sondern die Gemeinde Ammendorf, die sich mit den Kosten der Sanierung befassen musste. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Bauführer Flachmann, der den Brückenbau geleitet hatte, von den Resten des Baumaterials, für das sich keiner interessierte, ein Bauerngut an der Ecke der heutigen Hohe Straße / Regensburger Straße erbaute. Es wurde später von Guido Teichmann niedergerissen und an gleicher Stelle entstand zum großen Teil wieder aus dem billigen Material ein Prachtbau „Teichmann' s Hotel“, der noch heute dort steht. An dieser neuen Fernstraße lag nun plötzlich die alte Ammendorfer Erbschenke, die davon enorm profitierte. Im Teilungsvertrag der Gebrüder Bose von 1551 ist die Erhaltung einer Erbschenke zu Ammendorf festgelegt. Diese lag am Ostende des damaligen Dorfes südlich des Weges nach Radewell (heute Regensburger Straße). Mitte des 18 Jahrhunderts wird diese Schenke in einem Zinsregister des Amtes Beesen als „Die Kümmelbüchse“ genannt. Um Ammendorf wurde zu dieser Zeit mit Erfolg Kümmel angebaut und den Namen hat sie sicherlich von den hier fleißig verkehrenden Studenten der 1694 in Halle gegründeten Universität erhalten. Die Räumlichkeiten waren dem sprunghaft anwachsenden Fernverkehr nicht gewachsen, denn oft blieben 20 Fuhrwerke über Nacht. Aus diesem Grunde wurde der an der Straße liegende Pferdestall als Gasthaus „Zum goldenen Adler“ eingerichtet. Später in „Volkshaus“ umbenannt, war der Standort südlich des nach1904 erbauten Eckhauses mit Ladengeschäft /... |
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(Seite 9) (Merseburger- / Regensburger Straße) gegenüber „Teichmann' s Hotel“. Das alte Gasthaus „Kümmelbüchse“ war die spätere Stehbierhalle zwischen diesem Eckhaus und der Gaststätte Volkshaus. Am 06.07.1846 verlor die neue Fernstraße bereits wieder an Bedeutung durch die Eröffnung des Abschnitts Halle-Weißenfels der Thüringischen Eisenbahn, deren Strecke bis Großkorbetha bereits 1868 zweigleisig ausgebaut war. Parallel zur Chaussee entstand östlich ein ähnlich kostspieliger Bahndamm zwischen Ammendorf und Schkopau. Ammendorf erhielt 1871 eine Haltestelle, die wegen des großen Verkehrsaufkommens 1878 Station 2. Klasse wurde. Für 500 Taler verkaufte das Stadtgut Beesen einen halben Morgen Acker zur Realisierung des Vorhabens. Zu dieser Zeit hatte Ammendorf mehr Personen- und Güterverkehr, als die Stadt Merseburg. Eine dritte effektive Nord-Süd Verbindung wurde 1902 mit der elektrischen Straßenbahn Halle - Ammendorf - Schkopau - Merseburg geschaffen, deren Depot und Kraftzentrale, die auch an Private Strom für Beleuchtungs- und Arbeitszwecke abgab, sich in Ammendorf befand. Auf Grund der im 19. Jahrhundert entstandenen äußerst günstigen Verkehrslage und der in der Nähe gefundenen Braunkohle begann die sprunghafte Industrialisierung. 1856 wurde nordöstlich von Ammendorf begonnen Braunkohle untertage abzubauen. Der Schacht erhielt den Namen „Grube von der Heydt“ zu Ehren des damaligen Ministers für Handel und Gewerbe in Preußen. Es wird gesagt, dass A. Riebeck das Vorkommen entdeckt hat, einer der ersten Bergbeamten hier. Im Jahre 1858 stellte man an diesem Ort die erste deutsche Brikettpresse auf. eine Erfindung des Ingenieurs Exter aus München. Eine Nasspresse folgte 1880 mit einem 600 m langen Trockenschuppen. Bereits 1891 gab es 3, 1897 4 Brikettpressen auf der Grube. Der Kohlezuführung dienten 3 Drahtseilbahnen. Eine schmalspurige Pferdebahn zum Bahnhof wurde durch ein normalspuriges Anschlussgleis ersetzt. Der weitergehende Abbau erfolgte in Richtung Osten im Tagebau. Diese günstige Brennstoffquelle veränderte nicht nur die Art des Hausbrands, sondern war auch Voraussetzung zur Ansiedlung verschiedener Industriebetriebe. Ton, den man im Abraum der Schächte am Dreierhaus bei Osendorf fand, wurde in den Ziegeleien von R. Loesche, E. Ochse, Gottschalk und Huffziger zu Mauersteinen und Dachziegeln verarbeitet. In der Aue bestanden bereits 2 Ziegeleien die bei Planena (Schaaf´sche Ziegelei, im Dezember 1917 von Halle nach 100 Jahren Produktion aufgekauft) und die an der Schkopauer Saalebrücke seit 1862. Dazu kamen die neuen Produktionsstätten von E. Ochse /Teichmann, die von Gölicke und bei Beesen die von Gaudig / Sonnemann. Die Ziegeleien in der Aue profitierten zusätzlich vom fetten Auelehm. Alle 5 sind nach dem I. Weltkrieg abgebrochen worden, teils aus Kohlemangel im Krieg, aber auch auf Grund des berechtigten Interesses der Stadt Halle, die ihr Leitungswasser aus der Aue über das seit 1868 bestehende Wasserwerk in Beesen bezog. In den entstehenden Gruben bildeten sich stehende Gewässer, die die Wasserqualität ungünstig beeinflussten. Nach dem Deutsch - Französischen Krieg von 1870 / 71, in den so genannten Gründerjahren, siedelte sich die chemische Industrie in Ammendorf an. Eine Paraffinfabrik entstand nördlich der Fabrikstraße und auf dem Gelände der „Habämfa“ (Hallesche Bäckereimaschinenfabrik, vorm Rausch und Filbry. gegr. 1919) befand sich zuvor eine Produktionsanlage für künstliche Düngemittel (besonders Knochenmehl). Hoppe und Röhming gründeten im Jahre 1889 die Dachpappenfabrik. Die notwendigen Teerprodukte wurden selbst erzeugt und nebenbei entstanden Naphthalin und Kohlenwasserstoffe. Grundvoraussetzung für dieses Werk waren auch die ausgedehnten Kies- /... |
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(Seite 10) und Sandlager im Umfeld. In der Chemischen Fabrik Julius Jacob wurde seit 1902 Schwefelkohlenstoff hergestellt. Das zur Chemischen Fabrik Buckau gehörige Werk Ammendorf wurde 1895 angelegt und hat ca. 330 Beschäftigte. Zur chemischen Industrie gehört auch die Druckfarbenfabrik der Gebrüder Hartmann und die chemische Wäscherei Mauersberger 1910 war an Industrie vorhanden: 1 Waggonfabrik (Gottfried Lindner AG) 2 chemische Fabriken 1 Asphaltwerk 1 Buchdruckerei 1 Dampfkesselfabrik 1 Maschinenfabrik 1 Stärkefabrik 2 chemische Wäschereien 1 Molkerei 1 Seilfabrik 1 Seifenfabrik 1 Likörfabrik „Störtebecker" (gegründet nach 1910) mehrere Feilenschleifereien. Zementwaren- und Kunststeinfabriken und die Mühlenwerke (1898 war die nach dem 30-jährigen Krieg wiedererrichtete Elstermühle abgebrannt und im Jahre 1900 wurde der heutige Bau errichtet). Die Waggonfabrik (1823 in Halle in der Steinstraße 9 von Sattlermeister Gottfried Lindner als Wagenfabrik gegründet und am 27.01.1899 durch einen Großbrand zerstört) entstand durch Verlagerung und Neubau in Ammendorf (1900 arbeiteten bereits 300 Beschäftigte). Zeitweilig war die Waggonfabrik der größte Karosseriebaubetrieb in Europa und wurde bekannt durch den Straßenbahn- und Eisenbahnwaggonbau. Nach dem 2. Weltkrieg sind China und die Sowjetunion ausschließlich mit Langstreckenwagen aus Ammendorf beliefert worden. 1912 beschäftigten die größeren und kleineren Fabriken, sowie gewerbliche Unternehmungen 2.200 Arbeiter. Ammendorf selbst entwickelte sich schnell. Neue Straßen, Wohnhäuser und städtische Bauten entstanden und es entwickelte sich eine entsprechende Infrastruktur mit unterschiedlichen Verkaufseinrichtungen und Fachgeschäften. Zahlreiche Veranstaltungen fanden in den Gaststätten statt. Bedingt durch die Ausdehnung der Industrie- und Wohngebiete waren zu dieser Zeit die unbebauten Flächen zu den Nachbarortschaften verschwunden. Am 01.04.1917 wurde Beesen eingemeindet und am 01.05.1920 Planena mit 118 Einwohnern. Der größte Zuwachs aber erfolgte am 01.06.1920 durch die Eingemeindung der industrialisierten Gemeinden im Osten von Ammendorf: Radewell mit 2598, Osendorf mit 2005 und Burg mit 177 Einwohnern. Auf die Entwicklung der neuen Ortsteile soll im Folgenden eingegangen werden. Beesen (1146 Beissen, 1184 Bizeme)
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OsendorfOsendorf ist eine alte Siedlung mit prähistorischen Spuren und Funden um den alten Ortskern an der Elster und dem Platz des abseits gelegenen ehemaligen Dreierhauses. Man fand unter anderem eine große, slawische Begräbnisstätte und 1906 aus der Zeit um 500 n. Chr. (fränkische Zeit) ein gut erhaltenes, vornehmes Frauengrab. /... |
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Der Bergbau in der Gemarkung war die Ursache, daß sich der Ort immer mehr vergrößerte. Verloren ging der ländliche Charakter und ausgehend vom alten Ortskern an der Elster entstanden Wohngebäude in 2 Straßenzügen nach Norden bis zur Landstraße und auch diese wurde integriert. Das ehemals abgelegene Dreierhaus war nach Abschluß der Bebauung in diese einbezogen und hinter ihm erstreckte sich nördlich seit 1853 die Braunkohlegrube „Hermine Henriette“ der Riebeckschen Montanwerke mit Teerschwefelei. Paraffin- und Solarölfabrik. 1915 waren zusätzlich 4 Ziegeleien ansässig. Hunderte von Arbeitern wohnten im Dorf und fanden Arbeit. Die Einwohnerzahl stieg auf 2000 und man plante den Bau einer eigenen Kirche und einer eigenen Schule für die ca. 500 Kinder, die täglich nach Radewell gehen mußten. /... |
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BurgSüdlich von Radewell, gleich hinter der Weißen Elster und mitten im Überschwemmungsgebiet, liegt das kleine Dorf Burg (Burg bei Radewell, Burg in der Aue). Bei Hochwasser ist es ebenso von der Umgebung abgeschnitten wie der Ort Planena. Erst im Jahr 1913 erbaute man den Laufsteg von der Elsterbrücke nach Radewell. Im Jahre 2001 wurde ein Damm errichtet, damit Fußgänger und Fahrzeuge jederzeit sicher den Ort erreichen können. Pagum igitur seu regionem Neletici nominatam in Orientale partem Sale fluminis sitam, in qua civitates (Burgward) Gibikonsten (Giebichenstein) et Dobrogora (Gutenberg) et Rodobile habentur cum salina sua (Salzwerk und Siedlung Halle).
Die Schenkung an das Kloster erfolgte zur Sicherung der Südgrenze des Neleticigaues. Diese Burg war zuvor eine große slawische Wasserburg, die mitten auf einer Elsterinsel lag. Der südliche Elsterarm ist noch heute erkennbar. Sie war ringsum von Wasser, Sumpf und Wald gedeckt. Ein 4-5 Meter hoher und oben 2 Meter breiter Wall umgab den Ort, Teile sind noch erkennbar. Innerhalb stand das Heiligtum der Slawen und ihre Siedlung. Unter Heinrich I. wurde ein fester Burgwart eingeteilt, zu dem z.B. Ammendorf, Osendorf und Döllnitz gehörten. Ein Burgwart war im frühen Mittelalter der zu einer Burg bzw. einem festen Platz gehörige Verwaltungs- und Gerichtsbezirk, besonders in Grenzgebieten. Die Erzbischöfe belehnten Ministeriale und so besaß u.a. der hallesche Patrizier Rathmar vom Steine das Gut, welches „in der Burg“ heißt. Er schenkte es am 24.08.1240 dem Georgen-Nonnenkloster in Glaucha. Das Kloster baute den Besitz aus und erwarb den angrenzenden Wald, das Burgholz. /... |
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(Seite 15) Neue Stift, später an das Amt Giebichenstein und von diesem wieder an das Nonnen Kloster Glaucha als Leben. Nach dessen Auflösung im Jahr 1568 fiel der Besitz an das Amt wieder zurück.
RadewellRadewell hat im frühen Mittelalter wohl die bedeutendste Rolle im Umkreis gespielt Wie bereits im Abschnitt Burg erwähnt, bestätigte Otto I. 973 die Schenkung seines Vaters an das Magdeburger Moritzkloster. /... |
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(Seite 16) Über den Ortsnamen gibt es verschiedene Meinungen. Rodobile laut Urkunde von 973 konnte aus der Übergangszeit der slawischen und deutschen Herrschaft stammen. Später gibt es die Herren von Rodewell. Die Bevölkerung entwickelte sich wie folgt: /... |
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(Seite 17) 1785 34 Feuerstätten 173 Einwohner
Die bereits erwähnte Kirche ist romanisch und im 12. Jahrhundert erbaut. Der in der Barockzeit (1680) umgebaute Chor ist jetzt gerade geschlossen. Im gleichen Jahr wurde die Sakristei angefügt und das Glockengeschoß errichtet. /... |
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(Seite 18) Vor diesen Umbau muß man sich die Kirche entsprechend ihrer Funktion als Wehrkirche mit sehr kleinen Fenstern und einer hölzernen Balkendecke vorstellen.
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(Seite 19) wurde in das vorhandene geographische System eingefügt, wie auch das Kirchenjahr an die bestehenden Feiertage angeglichen wurde.
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12,0° Ost ; 51.48°N
11,81 °Ost
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(Seite 21) Am 15.02.1937 erhielt die Großgemeinde Ammendorf mit 15.000 Einwohnern auf Grund einer Verfügung des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen das Stadtrecht. /... |
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(Seite 22) 1867 wurde die Ammendorfer Katechetenstelle in eine "konfirmierte" Lehrer- und Küsterstelle umgewandelt. Auf Grund der beständig zunehmenden Schülerzahl mußte 1868 das einstöckige Schulhaus verlängert und erhöht werden, doch auch das reichte bald nicht mehr aus. Halbtagsunterricht war die Lösung für die einklassige Schule, in der alle Mädchen und Jungen vom 6.-14. Lebensjahr gleichzeitig unterrichtet wurden.
27.03.1921 am Ostersonntag Max Hoelz und die Genossen Laucke und Bowitzki von der Bezirksleitung der VKPD beschließen in Schraplau alle erreichbaren Kämpfer zusammenzuziehen und über Ammendorf nach Halle vorzustoßen. /... |
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(Seite 23) Schupo, aber für die Besetzung Ammendorf's war sie zu schwach. Der Angriff wurde erfolgreich abgewehrt. Eine weitere Hundertschaft konnte lediglich den Bahndamm der Strecke Halle - Kassel besetzen. Am Nachmittag griffen von Halle aus noch zwei weitere Hundertschaften an, die auf bewaffneten Widerstand der Arbeiter in Kanena, Bruckdorf und Radewell stießen. Gleichzeitig gingen 2 Schupohundertschaften am Südrand Ammendorfs von Merseburg aus zum Angriff über. Es entstand ein stundenlanger erbitterter Häuserkampf der bis in die Nacht hinein andauerte. Am Ende des 2. Weltkrieges besetzten im April 1945 amerikanische Truppen Ammendorf. Entsprechend den alliierten Festlegungen zogen im Juli 1945 sowjetische Truppen ein. /... |
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(Seite 24) 1618 36 Höfe das entsprach der Größe eines angesehenen Dorfes im Saalkreis 1998 wurde der Waggonbau Ammendorf von der kanadischen Firma Bombardier übernommen, 2005 schloss man das traditionsreiche und hochmoderne Werk, die letzten 400 der ehemals über 4800 Beschäftigten verloren ihren Arbeitsplatz. Ammendorf wurde zum Stadtbezirk S11 und befand sich von nun an am Rande einer Großstadt, die auch heute wenig Interesse und Geld für diesen Stadtteil übrig hat. |
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